Lesung beim Schulcamp: "als das grüne Band noch grau war"
Lesung Ines Godazgar „Grenzschicksale – Als das grüne Band noch grau war“ am 28 August um 19:00 Uhr Rathaus Hötensleben. Der Eintritt ist frei.
Am 02. März 2024 war Ines Godazgar zu Gast im Hötenslebener Rathaus, um aus ihrem im letzten Jahr erschienen Buch lesen. Der Verlag Janos Stekovics präsentierte im letzten Jahr auf der Leipziger Buchmesse eine neue Publikation zur deutschen Teilung: Unter dem Titel „Grenzschicksale - Als das Grüne Band noch grau war“ entstand in den zuvor vergangenen anderthalb Jahren ein Buch, in dem 30 Zeitzeugen ihr Leben auf beiden Seiten dieser lange als unabänderlich geltenden Grenze schildern. Ergänzt werden die Lebensberichte durch einfühlsame Porträts der Fotografin Maike Glöckner sowie durch einen umfangreichen Bildteil mit Arbeiten des Landschaftsfotografen Janos Stekovics.
Nun kommt sie am 28. August wieder nach Hötensleben. Der Grund ist eigentlich das Schulcamp Landau. Das bleibt auch weiterhin im Mittelpunkt. Allerdings wurde darum gebeten, diese Lesung öffentlich zu machen, da die Teilnehmer der Lesung aus dem März emotional sehr ergriffen waren und gern eine weitere Veranstaltung erleben möchte. Dem Wunsch wird entsprochen. So liest Frau Godazgar am 28. August um 19:00 Uhr im Hötenslebener Rathaus öffentlich zugänglich für jeden und kostenfrei. Keine Angst es wird keine Doppelung zum März geben. Im Mittelpunkt stehen speziell Schicksale von Jugendlichen, da die Veranstaltung vordergründig auch für Jugendliche, die Schüler der IGS Landau, durchgeführt wird und in erster Linie soll es für die Schüler interessant gehalten werden. Es wird aber versucht, regionale Geschichten zu erzählen. Frau Stöckel hat sich dankenswerterweise als Interviewpartner zu Verfügung gestellt, so dass die Liebe im kalten Krieg nochmal reflektiert wird. Diesmal aber anders aufgebaut in Form eines Interviews, so dass es auch hier keine Dopplung zum März gibt. Romantisch werden wir also auch noch. Obwohl so romantisch ist es dann doch wieder nicht, denn die Liebesgeschichte von Gerda Winter und Harald Wachsmuth ist zu Beginn von vielen Hindernissen und Entbehrungen geprägt. „Im Abschied nehmen waren wir spitze.“ Aber am Ende hat die Liebe gesiegt. Harald aus Gilzum, Landkreis Wolfenbüttel, und Gerda aus Hötensleben haben sich verliebt, Der Bau Grenze machte ihre Liebe allerdings schwierig. Die junge Liebe geriet in die Mühlsteine der Politik. Die DDR-Behörden verweigerten ihnen den Trauschein und Gerda durfte nicht in den Westen. Als sich dann das erste gemeinsame Kind ankündigte, zog Harald Wachsmuth in die DDR. Ein folgenreicher Entschluss, denn er konnte jetzt bei Frau und Kind sein, durfte aber nicht mehr in seine Heimat zurück. Es gibt dabei viele kleine spannende Geschichten, die noch nicht erzählt wurden.
Nirgendwo sonst sind die Spuren der deutschen Teilung noch heute so sichtbar wie am Grünen Band, jenem Areal, das früher die innerdeutsche Grenze bildete. Obwohl diese Grenze noch immer im öffentlichen Diskurs präsent ist, mag es vor allem für junge Menschen, hier die Schüler der IGS Landau, schwierig sein, das Leben und den Alltag an und mit ihr zu verstehen.
Deshalb kommt der Bewahrung der Erinnerungen jener, die diese Zeit erlebt haben, ein immer größerer Stellenwert zu. Zentrales Element in diesem Prozess sind die Berichte von Zeitzeugen. Sie bereichern den Diskurs um eine ganz besondere Facette, denn vor allem ihre persönlichen Schilderungen sind es, die Geschichte für die Nachgeborenen anschaulich werden lassen.
Das Potenzial, das in diesem Genre steckt, zeigt sich im vorliegenden Buch. Es enthält 30 sehr persönlichen Porträts von Menschen, die ganz unterschiedliche Erfahrungen aus ihrem Leben auf beiden Seiten der einstigen innerdeutschen Grenze schildern. Darin wird deutlich, wie stark die deutsche Teilung in das persönliche Leben und Arbeiten der Menschen hineinwirkte. Aber auch, wie unterschiedlich man mit dieser Grenze umging. Die geschilderten Lebensgeschichten bestechen durch ihre Nahbarkeit. Sie sind naturgemäß häufig erschreckend, brutal oder tragisch, mindestens so oft aber auch interessant und bewegend, detailreich und spannend, ja oft sogar klug und weise.
Die umfangreiche Publikation wird gemeinsam von Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Dr. Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten des Landes Sachsen-Anhalt und Birgit Neumann-Becker, Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegeben und stammt aus der Feder der halleschen Autorin Ines Godazgar.
Grenzschicksale zwischen Altmark und Harz. Als das Grüne Band noch grau war. Verlag Janos Stekovics. 592 Seiten. 2023