In Harbke gibt es keinen Hausarzt mehr
Gemeinde muss zum neuen Jahr einen herben Einschnitt verkraften. Vorerst wird es hier keine hausärztliche Versorgung mehr geben.
Ob und wie es mit der Arztpraxis im Harbker Kulturhauskomplex weitergeht, ist derzeit offen. Die Zeichen stehen eher schlecht. Seit Sommer schon bereitet diese Problematik der Gemeinde Kopfzerbrechen, denn Bürgermeister Werner Müller weiß: „Der Wegfall einer Hausarztpraxis in einem Ort wie Harbke ist natürlich ein schwerer Schlag. E wurden hier mehrere Hundert Patienten durch Frau Dr. Hiebsch betreut. Diese angesichts der aktuellen Versorgungslage in der Praxislandschaft umzuverteilen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.“
Im Juli hatte Allgemeinmedizinerin Dr. Ulrike Hiebsch die Gemeinde und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie die Praxis in Harbke ab 2024 nicht mehr betreuen werde. Bis dato führt sie die Hausarztpraxis als so genannte Nebenbetriebsstätte ihres Hauptstandorts in Ausleben. Dort bleibt Hiebsch auch weiter tätig, in Harbke hingegen ist offiziell zum 31. Dezember Schluss.
16 Jahre lang vor Ort
„Zunächst mal sind wir Frau Dr. Hiebsch zu größtem Dank verpflichtet“, betont Werner Müller, „sie hat die Nebenstelle hier mehr als 16 Jahre, seit 1. August 2007, versorgt, nachdem zuvor die hausärztliche Vollstelle weggefallen war. Dass sie nun aus Belastungs- und gesundheitlichen Gründen etwas kürzer treten will, ist verständlich. Für die Gemeinde Harbke bedeutet das leider einen herben Einschnitt.“
Der Knackpunkt in der ohnehin schwierigen Nachfolgebesetzung ist der Harbker Praxisstatus als Nebenstelle. „Das macht es noch komplizierter“, so Müller, „denn im Prinzip heißt das, wir sind auf einen Arzt angewiesen, der noch freie Kapazitäten hat. Wie und wo soll man den finden? Als Bürgermeister ist man da ziemlich machtlos. Wir halten zwar eine hochmoderne Praxis vor, und es sind alle Seiten bemüht, die Stelle wieder zu besetzen, aber bislang hat sich da leider noch nichts aufgetan.“ Die Kassenärztliche Vereinigung bestätigt: „Wir haben eine Nachbesetzung durch die Ausschreibung eines Weiterbetriebs der Nebenbetriebsstätte mit der Möglichkeit der Gewährung einer Mindestumsatzgarantie unterstützt. Auch wurden bereits zahlreiche Gespräche mit verschiedenen in der Region tätigen Hausärzten geführt. Leider führten die skizzierte Maßnahmen bislang nicht zu einer Nachfolgelösung.“ Es gebe derzeit keine Interessenten für eine Weiterführung der Nebenbetriebsstätte.“
Die Gründung einer neuen Praxis, sofern sich dafür ein Mediziner finden würde, ist gegenwärtig ausgeschlossen. Das liegt daran, dass Harbke als Teil des Planungsbereichs Oschersleben zu einem ärztlich überversorgten Gebiet zählt. Von der KV heißt es dazu: „Der Planungsbereich Oschersleben ist aktuell für Neuzulassungen in der Fachgruppe der Hausärzte gesperrt. Derzeit sind dort 36 Ärzte im Umfang von 33,25 Versorgungsaufträgen tätig.“ Das entspreche einem Versorgungsgrad von 110,2 Prozent.
Die Option der Nachbesetzung in Nebenstelle bleibt laut KV bestehen: „Interessierte Ärzte können sich gern mit uns in Verbindung zu setzen, um die Möglichkeiten einer diesbezüglichen Kooperation zu besprechen und Übernahmelösungen für die Nebenbetriebsstätte in Harbke zu erarbeiten.“ Auch Werner Müller wirft die Flinte nicht ins Korn: „Wir werden weiter trommeln und Werbung für uns machen und sind auch zu etwaigen Zugeständnissen bereit.“
Text: Ronny Schoof - Volksstimme