Von Durststrecke bis strenger Disziplin: Eilsleber Narren ziehen Bilanz
Auswärtsspiel, Heimstärke, Verletzungssorgen, Verlängerung und am Ende eine Auszeichnung – klingt nach Fußball, ist in dem Fall aber die Saisonbeschreibung für die Eilsleber Karnevalsgesellschaft (EKG). Vereinssprecher Kevin Proch spricht im Interview mit Ronny Schoof über Höhen und Tiefen und das Finale furioso.
Volksstimme: Kevin, anders als im Rheinland gilt der Rosenmontag hierzulande ja eher weniger als inoffizieller Feiertag. Für euch ist es trotzdem ein Muss, zur Rosenmontagsprunksitzung noch mal richtig Gas zu geben, oder?
Kevin Proch: Absolut. Das ist nicht nur unser Saisonausklang, sondern mittlerweile auch noch mal ein echter traditioneller Höhepunkt zum Abschluss. Nicht nur viele Vereinskollegen, sondern auch die treuen Fans im Publikum nehmen sich extra Urlaub, um dabei sein zu können. Es wird ja erfahrungsgemäß ein langer Abend, und es geht natürlich auch feucht-fröhlich zu.
Volksstimme: Wie spät wurde es denn?
Kevin Proch: Pünktlich um 20.11 Uhr starteten wir unser Programm im Saal „Zur Eisenbahn“. Bedingt durch etliche Zugaben und Ehrungen dauerte es tatsächlich bis kurz vor Mitternacht an. Das Rosenmontagspublikum störte sich aber an der Verlängerung nicht. Es war nicht langweilig, wie uns auch von vielen Gästen beglaubigt wurde.
Volksstimme: Prinzipiell ist der Rosenmontag für euch also mehr Lust als Last?
Kevin Proch: Kann man so sagen. Es ist reine Lust, und ich denke, ich kann da für alle Beteiligten sprechen. Ich persönlich habe das noch nie als Last empfunden. Man freut sich einfach drauf und hat eine schöne Zeit.
Volksstimme: Ihr hattet dabei einen nicht unwesentlichen Verletzungsausfall zu verkraften …
Kevin Proch: Ja, leider. Weil sich unser Tanzmariechen Nicole Trippler am Samstag vor Rosenmontag während des Auftritts verletzt hatte, mussten wir kleine Programmänderungen vornehmen. Wir wünschen Nicole auch auf diesem Wege noch einmal gute Besserung. Sie liefert immer sehr sehenswerte Tanzeinlagen ab und ist somit eine würdevolle und geeignete Nachfolgerin unserer Claudia Schmidt. Apropos Claudia Schmidt: Sie ist ja inzwischen auch Vorstandsmitglied und nicht mehr als Tanzmariechen im Einsatz, hat dafür aber nun vertretungsweise in der Bütt gezeigt, dass sie auch diese Disziplin neben der Vorstandsarbeit sehr gut beherrscht. So war Claudia bei den ersten drei Veranstaltungen neben ihrem Ehemann und Kanzleirat Jens Schmidt als Schreiberling und am 11. Februar ganz spontan und solo als Krankheitsvertretung in die Bütt gestiegen. Man sieht, wir müssen öfter mal kurzfristig ummodeln. Das ist normal.
Volksstimme: Du selbst hattest einen Büttenauftritt der etwas anderen Art. Wie fühlte sich das an?
Kevin Proch: Ungewöhnlich. Als klassische Redner in der Bütt standen am Rosenmontag Ines Daus und Jens Schmidt als Kanzleirat und sein Schreiberling, Robin Förter als Schulpraktikant, Christian Wassermann als tuddeliger Opa und ich in meiner Rolle als Joachim Haferkorn diesmal aber ohne meine Bühnenfrau Paula. Jedenfalls fast ohne sie. Susanne Staps konnte diesmal leider nicht persönlich als Paula in Erscheinung treten. Wir haben also eine Videoschalte vorbereitet, so dass sie imaginär mit dabei war. Das war für mich eine strenge Disziplin, weil ich sehr auf die Taktung des „Gesprächs“ achten musste. Es war ja nicht live, sondern Suannes Part vorab aufgezeichnet. Aber es hat gut funktioniert.
Volksstimme: Ihr habt während der Corona-Zwangspause ein tolles Videoprogramm präsentiert, um wenigstens auf die Weise präsent zu sein. Kann man da auf Nachschub hoffen, auch wenn jetzt wieder Normalität eingetreten ist?
Kevin Proch: Den einen oder anderen Clip werden wir sicherlich immer wieder mal abdrehen und veröffentlichen. Für Sommer zum Beispiel ist noch ein Musikvideo angedacht. Ansonsten muss man einfach mal schauen, ob und wie es sich ergibt. Generell war es uns und spürbar auch unseren Karnevalsfreunden wichtig, wieder live vor Publikum auf der Bühne zu stehen. Wir waren alle ausgehungert, unsere Shows wurden mit Begeisterung aufgenommen, und wir sind nach der langen Durststrecke sehr zufrieden mit der Saison.
Volksstimme: Das schließt die Auswärtsspiele ein?
Kevin Proch: Wir hatten ja nur das eine in Groß Santersleben – und das war erste Sahne, ja. Das Gastspiel in Helmstedt danach ist dann leider ausgefallen. Darauf hatten wir aber keinen Einfluss. Es gab dort im Schützenheim offenbar einige interne Probleme, die den Auftritt kurzfristig verhinderten.
Volksstimme: Nicht zu vergessen euer Mitwirken beim Tulpensonntagsumzug des Harbker Carneval Vereins …
Kevin Proch: Ja, da waren wir auch mit einer Delegation und einem Wagen vertreten. Das gehört dazu, dass man sich gegenseitig unterstützt. Wir selber veranstalten ja keinen regelmäßigen Karnevalsumzug. Das ist Harbker Tradition. Im Gegenzug hat der HCV unseren Rosenmontag durch einen zusätzlichen Programmpunkt, dem Gastauftritt seiner „Las Chicas“, bereichert. So war es ein Rosenmontag voller Extras, Zugaben und Auszeichnungen. Zu den Extras muss man auch den ungewöhnlichen Geburtstagswunsch zählen, den sich Eva Gödecke während unserer letzten zwei Veranstaltungen erfüllte. Sie trat gemeinsam mit unserem Neuzugang Robin Förster mit einer sportlichen Tanzeinlage auf und erntete damit vom begeisterten Publikum reichlich Applaus. Robin brillierte somit nicht nur in der Bütt, sondern auch mit sehr guten tänzerischen Einlagen. So ist er nicht nur irgendein Neuzugang bei uns Allertalern, sondern auch eine wirkliche Verstärkung für unsere Bühne und unser Programm.
Volksstimme: Wovon sich auch der Landrat überzeugen konnte. Denn er war ja zum Finale anwesend. Warum genau?
Kevin Proch: Das war eine Überraschung für unseren Vereins- und Sitzungspräsidenten, Mario Neugebauer. Landrat Martin Stichnoth überreichte ihm während der Prunksitzung den Verdienstorden in Silber und die dazugehörige Urkunde vom Bund Deutscher Karneval aus Köln. Damit wurde Marios langjährige ehrenamtliche Vorstands- und Vereinsarbeit in der Eilsleber Karnevalsgesellschaft gewürdigt.
Text: Ronny Schoof - Volksstimme