Besitzer will das Schloss rein privat nutzen
Rätselraten um die Sommerschenburg / Vage Auskünfte des Verwalters / Gemeinde ohne Handhabe -
Man könnte wohl von einem Luftschloss sprechen, würde das Mauerwerk nicht Stein auf Stein dastehen und die Sommerschenburg, sprich das heutige Schloss, als Wahrzeichen des Ortes weithin sichtbar sein. Trotz diverser hoch hinaus schießender Pläne ist es immer stiller geworden um das Schloss, seit es sich in den vergangenen zehn Jahren in wechselndem Privatbesitz befindet.
Was ist los am Schloss? Was passiert damit? Diese Fragen von Einheimischen haben sich derzeit wieder gehäuft und wurden an die Volksstimme herangetragen. Eric Schoof zum Beispiel (mit dem Verfasser des Artikels in keinster Weise familiär verbunden), schrieb an die Redaktion: „Ich möchte auf die katastrophalen Zustände rund um das Schloss Sommerschenburg aufmerksam machen. Vom derzeitigen Besitzer wurde groß getönt, was er alles vorhabe mit und auf dem Gelände. Getan hat sich außer dem Abriss von Außenanlagen nicht viel. Ereilt das Schloss das gleiche Schicksal wie dem Harbker Schloss, das in sich zusammenfiel? Muss das sein? Immerhin ist mit der Sommerschenburg eine lange wertvolle Geschichte verbunden. Das, was der Sozialismus nicht schaffte, schafft jetzt der Kapitalismus, nämlich den Verfall des Schlosses hinzunehmen." Das Gelände, insgesamt stolze 22 Hektar, ist abgeschottet. Das ist soweit normal und nachvollziehbar, da es sich um ein Privatgrundstück handelt und der Besitzer hier eben keinen Dauerverkehr wünscht. Doch gerade diese Ausgrenzung - auf Schildern wird unter Androhung von Anzeigen und dem Verweis auf freilaufende Hunde vor dem unbefugten Betreten gewarnt - stößt auf Missgefallen. Die Sommerschenburger hätten gern mehr Informationen darüber, was mit ihrem Wahrzeichen geschieht. Nicht nur Eric Schoof wünschte sich etwas mehr Transparenz. Doch die wird strikt verweigert. Volksstimme versuchte vergeblich mit dem Schlossherrn, einem Herrn von Hardenberg, in Kontakt zu treten. Einen kleinen Erfolg erzielte die Redaktion über Herrn Kühne, der allgemein als Schlossverwalter oder rechte Hand des Eigentümers angesehen wird. Er wollte am Telefon zunächst alle Nachfragen mit dem knappen Verweis „Es handelt sich um Privateigentum." abwiegeln, rang sich dann aber doch einige Informationen ab. Demnach sei der Besitzer gewillt, das Schloss allein für den persönlichen Bedarf zu nutzen, also rein privat und ohne jeglichen öffentlichen Zweck wie beispeilsweise die Ritterturniere, die für einige Jahre hier unter reger Resonanz von nah und fern stattfanden. Kühne zufolge gäbe es auch Bautätigkeit, überwiegend im Schlossinneren. So würden etwa die Fenster Schritt für Schritt vorsichtig restauriert. Das alles jedoch koste nicht wenig Geld und sei auch stets an Auflagen von Behörden wie Denkmalschutz, Naturschutz oder Bauordnungsamt geknüpft. Als die Sprache auf den Schlossherrn kommt, legt Kühne eine andere Gangart ein. Er droht mit rechtlichen Schritten, falls Veröffentlichungen nicht im Hardenbergschen Sinne erscheinen. Den Weg über den Anwalt habe er schon einmal erfolgreich beschritten. Überhaupt habe er bereits zu viel gesagt und möchte am Telefon nicht über das Thema sprechen. Die Bitte um ein Treffen vor Ort beantwortet er mit dem Abbruch des Telefonats.
Gemeinde ist ohne Einfluss
Eines noch konnte die Volksstimme vorher in Erfahrung bringen: Die Mauer hinunter zur Unterburg, wo zurzeit ein Bauzaun steht, soll auf drei Meter Höhe neu errichtet und ein Holztor errichtet werden. „Als Gemeinde können wir da nichts tun", lautet die Auskunft von Bürgermeister Peter Müller zum Thema, verbunden mit ebendiesem viel zitierten Hinweis auf das Privatliche. „Ich strebe eine gute Zusammenarbeit mit Herrn von Hardenberg an. Letztendlich aber liegt die Verantwortung in seinen Händen", so Müller. Ähnlich hatte sich auch schon sein Vorgänger Reinhard Koch gegenüber der Volksstimme geäußert: „Die Gemeinde hat da kaum eine Handhabe, um den Grafen zu diesem oder jenem zu bewegen, auch wenn ich das gern sehen würde", so seine Aussage in einem Interview vom März 2008. So bleibt also vieles der guten Hoffnung überlassen, dass der Schlossherr sein Bestes tut. Immerhin baut dieser keine Wolkenkuckucksheime wie der Vorbesitzer seinerzeit, der ein Gelände reich an Freizeitaktivitäten und Tourismusangeboten herzaubern wollte.
Foto: Das Sommerschenburger Schloss ist 1998 in Privatbesitz übergegangen. 2004 fand sich ein neuer Besitzer, der das Areal abschottet. Von außen gibt das Gelände derzeit ein eher weniger schönes Bild ab: Warnschilder drohen mit Anzeigen, ein vorgelagertes Gebäude wurde eingerissen. Bauschutt liegt auf dem Hof herum.
Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme